In Deutschland stehen mehr als 8000 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Spender gibt es jährlich aber nur ungefähr 900. Diese Zahlen hat gestern die Deutsche Stiftung Organtransplantation bei ihrer Jahrestagung in Mainz mitgeteilt. Besonders in der Region Mitte, also Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland, sind die Spenderzahlen besonders rückläufig. Das ist aber nicht überall in Deutschland so. Im Osten entscheiden sich zum Beispiel wesentlich mehr Menschen für eine Organspende als bei uns in Rheinland-Pfalz und Hessen. Diese regionalen Unterschiede erklärt sich Minister Clemens Hoch mit der Mentalität in der Gesellschaft. In der früheren DDR galt die Widerspruchslösung und das sei noch in den Köpfen der Menschen verankert.
Deshalb ist Rheinland-Pfalz eines der Bundesländer, die sich dafür einsetzen die Widerspruchslösung bei der Organspende bundesweit wieder einzuführen. Aktuell muss man sich aktiv dazu entscheiden Spender zu werden. Das geht über einen sogenannten Organspendeausweis, einen digitalen Eintrag oder auch dem mündlichen Wunsch, seine Organe nach dem Tod zu spenden. Trifft man diese Entscheidung nicht selbst, werden nach dem Tod die nächsten Verwandten um eine Entscheidung gebeten. Eine Widerspruchsregelung funktioniert umgekehrt: Erstmal ist jeder Organspender. Wer das nicht möchte, kann dem widersprechen. Das funktioniert dann genauso, wie man aktuell einer Organspende zustimmt.
Durch diese Änderung erhoffen sich Clemens Hoch, der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister, und die Sprecher der Deutschen Stiftung Organtransplantation einen Anstieg der Spenderzahlen. Statistisch gesehen entscheiden sich nämlich mehr Menschen, die sich mit dem Thema auseinander setzen, für eine Organspende. Müssen die Angehörigen nach dem Tod die Entscheidung treffen, wird meist gegen eine Organspende entschieden. Ob die Regelung eines Widerspruchs tatsächlich eingeführt wird, steht aber noch nicht fest. Wahrscheinlich kommt das Thema erst unter einer neuen Bundesregierung wieder auf.
Ob man sich nun für oder gegen eine Organspende entscheidet: Die Deutsche Stiftung Organtransplantation appelliert vor allem daran, sich zu informieren und eine Entscheidung zu treffen. Das geht zum Beispiel unter www.dso.de oder www.organspende-info.de. Diese Entscheidung rechtzeitig selbst zu treffen und festzuhalten oder mitzuteilen entlastet nicht nur das medizinische Personal, sondern auch die Angehörigen, indem sie diese Entscheidung in einem Moment der Trauer nicht treffen müssen.